Ab in den Schnee

40 Jahre Panda 4×4! Fiat feiert das mit einem limitierten Sondermodell des kultigen Kleinwagens. SPIRIT feiert das mit einem Tag im Schnee zusammen mit Panda-Fan Kuno Schär.  Text Patrik Hellmüller […]

40 Jahre Panda 4×4! Fiat feiert das mit einem limitierten Sondermodell des kultigen Kleinwagens. SPIRIT feiert das mit einem Tag im Schnee zusammen mit Panda-Fan Kuno Schär. 

Text Patrik Hellmüller | Fotos P. Hellmüller

Schnee spritzt hoch. Zwei Panda tollen im Schnee herum. Während der aktuelle Panda 4×40° mit seinem aufgeladenen Zweizylindermotor schnatternd eine Pirouette dreht, schiebt der klassische Panda 4×4 der ersten Generation mit vertrautem Vierzylinderklang über alle vier Räder aus einer Kurve heraus, fröhlich ein- und ausfedernd. Panda fahren macht glücklich. Das zeigen die Gesichter der beiden Fahrer.

Der Panda 4×4 feiert seinen 40. Geburtstag. Dazu hat Fiat den 2022 eingestellten Panda 4×4 nochmals als limitierte Sonderserie aufgelegt. Panda 4×40° heisst das Auto und ist in Anlehnung an das Präsentationsjahr auf 1983 Exemplare limitiert. Eines davon bereichert im Januar unseren Redaktionsfuhrpark. Wir zögern nicht und rufen Kuno Schär an. Ob er nicht Lust habe auf einen Panda-Tag im Schnee, fragen wir ihn. Ein paar Tage später steht Kuno mit seinem quietschfidelen, toporiginalen Panda 4×4 da. Es handelt sich um ein spätes Exemplar aus der ersten Serie. Optisch würde man das Auto klar in den 1980er-Jahren verorten, doch Kunos Panda stammt von 1999. Seit letztem Jahr gehört er zu Kunos Sammlung – und sorgt für jede Menge Spass und gute Laune.

Autosammler und -connaisseur

Nicht wenige Leserinnen und Leser dieses Magazins werden Kuno kennen. Schliesslich ist er trotz seines jugendlichen Aussehens seit einer gefühlten Ewigkeit fester Bestandteil der hiesigen Szene. Kuno hatte während seiner Laufbahn als Autosammler sehr oft den richtigen Riecher gehabt. Zwar hat er nur Autos gekauft, die ihn persönlich begeistert haben. Meist jedoch waren es Autos, die später eine erstaunliche Wertsteigerung hingelegt haben. Darunter originale Rallye-Autos aus den 1970er- und 1980er-Jahren, von denen er noch heute einige besitzt. Kuno darf also auf ein langes Leben als Autosammler und -enthusiast zurückblicken. Er ist international vernetzt und ist manches Auto gefahren, von dem die meisten Leute kaum zu träumen wagen. Seien es Ferrari, originale Werksautos von Lancia und Abarth, ja sogar James Hunts F1 McLaren – und auch ein paar aussergewöhnliche Porsche. Trotzdem meint es Kuno ernst, wenn er sagt, er sei superstolz, dass seine Sammlung seit letztem Jahr durch einen Panda ergänzt werde.

Ein Auto für alle!

Damit sind wir bei der Faszination des Panda 4×4. Dieses Auto kennt keine Klassengesellschaft. Es ist schlicht für alle da – und wird von allen gleichermassen geliebt. Kein Wunder also, dass der Hype um den Panda 4×4 nicht abreisst.

Er wurde ursprünglich für eine Zielgruppe entwickelt, die im Alltag abseits befestigter Strassen unterwegs ist. Landwirte, Jäger, Skiliftbetreiber. Zum ersten Mal bot 1983 ein Kleinwagen Offroad-Fähigkeiten, die bei der täglichen Arbeit im Wald, in den Bergen oder auf dem Weg zu einem Einsatzort gefordert waren. Das Fahrzeugsegment der heute omnipräsenten SUVs war damals noch spärlich bestückt. Dazu kam, dass der kleine Panda dank seiner Wendigkeit, seines günstigen Preises und dank seines Minimalismus schlicht sehr überzeugende Vorteile gegenüber ähnlich fähigen Geländefahrzeugen bot.

Erst Bergbauern, dann Jetsetter

Die Herzen flogen dem kleinen Kraxler im Sturm zu. Selbst jenes von Fiat-Patriarch Giovanni Agnelli, der den Panda bald zum bevorzugten Fortbewegungsmittel erklärte, wenn er in seinem St. Moritzer Chalet weilte. Agnelli, erfolgreicher Unternehmer, verehrter Jetsetter und bewunderte Stilikone hatte schon immer Trends gesetzt. Es verwundert nicht, dass seine Liebe zum Panda 4×4 einen wahren Jetset-Hype ausgelöst hat. Wer in St. Moritz oder Gstaad ein Chalet besass und etwas auf sich hielt, fuhr fortan nicht mit einem teuren Geländewagen, sondern im Panda durch die Wintersaison. Basta! Die Bergbauern kümmerte das wenig. Sie nutzten ihren Panda weiterhin als zuverlässiges und robustes Arbeitstier. Das führte dazu, dass man bis heute nie so genau weiss, wer hinter dem Steuer eines Pandas sitzt. Lokaler Käseproduzent, griechischer Reeder oder ein national bekannter Ferrari-Sammler – alles ist möglich.

Auch Kuno erliegt dem Panda-Fieber

Der Kult um den Fiat Panda 4×4 ist nie zum Erliegen gekommen. In den letzten Jahren ist um das Auto, befeuert von namhaften Persönlichkeiten der internationalen Classic-Car-Szene, aber ein regelrechter Hype entstanden. Entsprechend schwierig ist es mittlerweile, einen guten Panda 4×4 zu finden. Das musste auch Kuno Schär feststellen. Hatte er seine Sammlerautos doch stets vor dem Hype gekauft, stellt der Panda eine Ausnahme dar. Das Panda-Fieber grassierte bereits grossflächig, als es auch Kuno erwischt hat. Schmunzelnd sagt er: «Nach der ersten Onlinesuche stellte sich Ernüchterung ein.» Schnell habe er gemerkt, dass sich der Panda preislich deutlich über seinen Vorstellungen bewege, so Kuno.

Doch wie es so ist bei Herzensangelegenheiten – sie gehen einem nicht mehr aus dem Kopf. Entsprechend hat Kuno seine Suche nach einem passenden Auto schnell aufs benachbarte Ausland ausgeweitet. Fündig wurde er via Internet bei einem norditalienischen Sportwagenhändler nahe Varese. Neben unzähligen Lamborghini und Ferrari hatte dieser einen späten, gut erhaltenen Panda 4×4 von 1999 im Showroom stehen.

Kuno machte sich auf nach Italien. Dummerweise war l’Epifania, Dreikönigstag – in Italien ein Feiertag. So fand sich Kuno vor einem verschlossenen Tor. Als jedoch einer der Eigentümer des Betriebs auf den Schweizer aufmerksam wurde und Kuno durchs Eisentor hindurch erklärte, er sei hier, um ein Auto zu kaufen, wurde er schnell reingelassen. Minuten später sass Kuno mit dem zuvorkommenden Italiener bei Kaffee und Gebäck im Showroom. Welches Auto ihn denn interessiere, wollte der Italiener wissen.

Kuno sagt: «Es war vermutlich norditalienische Höflichkeit, doch der Händler liess sich nichts anmerken, als ich auf den Panda, das einzig erschwingliche Auto im Showroom, zeigte.» So ist man sich schnell einig geworden und Kuno ist seit gut einem Jahr stolzer Besitzer eines Panda 4×4.

Modellgeschichte zum 40. Geburtstag

Das limitierte Sondermodell hört auf den Namen Fiat Panda 4×40° und basiert auf der höhergelegten Cross-Version.

Der Panda 4×4 wurde unglaubliche 20 Jahre lang ohne grosse Änderungen gebaut – von 1983 bis 2003. Zwischen 2004 und 2012 folgte die zweite Serie des Panda 4×4. Seit 2012 wird die dritte Serie des Panda 4×4 gebaut. Wobei Fiat die Produktion des 4×4-Modells 2022 eingestellt hat und fortan nur noch den Fronttriebler anbot. Das hat nicht wenige Fans verärgert. Die Buhrufe blieben nicht ungehört. Pünktlich zum 40. Geburtstag des Allradlers Ende 2023 ging Fiat mit der limitierten Serie Panda 4×40° an den Start. Der Panda 4×40° basiert auf der Modellvariant Cross und verfügt über den mittels Turbo aufgeladenen Zweizylindermotor, der seit etlichen Jahren in Konzernmodellen erfolgreich eingesetzt wird. Bei Laune gehalten wird der quirlige Motor über ein manuelles, kurz abgestuftes Sechsganggetriebe.

Die Neuerungen beschränken sich vor allem auf die Optik. Der Panda 4×40° ist ausschliesslich in der Farbe Elfenbein erhältlich, verfügt über zweifarbige 15-Zoll-Räder und sowie Jubiläumsplaketten und -aufkleber. Im Innenraum erinnern rote Stickereien auf Fahrer- und Beifahrersitz an das Jubiläum. Ziemlich cool umgesetzt! Dass dabei alter Wein in neuen Schläuchen verkauft wird, dürfte die wenigsten Panda-Fans stören. Sie sind schlicht dankbar, dass es den kultigen Kraxler wieder zu kaufen gibt.

Auch wir schliessen den Panda schnell ins Herz. Ob wir in der Stadt von Ampel zu Ampel hüpfen oder zusammen mit Kuno und seinem alten Panda im Schnee herumzutollen, dieses Auto macht schlicht gute Laune. Dass der weder leise noch vibrationsarme noch sparsame Zweizylinder dabei an den alten Cinquecento erinnert, sehen wir als sympathische Zugabe. So sind wir uns sicher, dass die 1983 Exemplare, die in der Schweiz, in Deutschland, Frankreich und Italien angeboten werden, schnell verkauft sein werden.

Kuno, wie findest du den Neuen?

Auch Kuno lässt sich für eine Proberunde im Neuen erwärmen. Und wie fällt der direkte Vergleich aus? «Erstaunlich wie gut der geht, mit seinen zwei Zylindern!», sagt Kuno. Es sei eine liebevolle Hommage an den originalen Panda 4×4, so Kunos Verdikt. «Hätte ich nicht schon einen Panda 4×4, wäre der 4×40° als Winterauto auf jeden Fall eine Überlegung wert», sagt er.

Wir haben den Tag mit den Panda und mit Kuno sehr genossen. Zwei Dinge sind uns dabei bewusst geworden. Erstens: Weder Hubraum noch PS sind entscheidend für ein Spassauto – es kommt auf das Wesen an. Zweitens: Der Panda ist und bleibt ein Sympathieträger. Wer mit einem Panda vorfährt, wird mit einem Lächeln empfangen. So hat man uns im Restaurant Nügüetli in Gross am Sihlsee ohne Weiteres einen Tisch inklusive Tischtuch auf den Parkplatz neben die Panda gestellt, damit wir hier unseren Morgenkaffee bildwirksam trinken konnten. Und als wir den Panda 4×40° etwas zu tief in den Schnee geworfen hatten, war innert fünf Minuten ein netter Herr vom Strassendienst zur Stelle, um uns mit einem Lächeln wieder rauszuziehen. Ein Hoch auf den Panda! Gerüchten zufolge soll Fiat bald die elektrischen Variante lancieren, um den Panda in die Neuzeit zu retten. Wir sind gespannt – und hoffen, dass es auch wieder eine 4×4-Variante geben wird.

 

Fiat Panda 4×4, 1999
Motor:  1,1 Liter Vierzylinder OHC
Leistung: 54PS
Drehmoment:  86 Nm bei 3250 U/min
Kraftübertragung: 5-Gang Schaltgetriebe
Länge/Breite/Höhe: 3410mm/1500mm/ 1470 cm
Gewicht:850 kg
Höchstgeschwindigkeit: 130 km/h
Beschleunigung: 0–100 km/h: 19 Sekunden
Preis: Vernünftige Exemplare ab CHF 10000.–, sehr gute und Sonderserien kosten auch mal das Doppelte

 

Fiat Panda 4×40°, 2023
Motor:  0,9 Liter TwinAir Zweizylinder Turbo
Leistung: 85PS
Drehmoment:  145 Nm bei 1900 U/min
Kraftübertragung: 6-Gang Schaltgetriebe
Länge/Breite/Höhe: 3705mm/ 1882mm/1615 cm
Gewicht: 1155 kg
Höchstgeschwindigkeit: 163 km/h
Beschleunigung: 0–100 km/h: 12,2 Sekunden
Preis: CHF 25000.–