Auf knapp 1500 Metern Höhe liegt im Urserental ein Hotel, dessen Name weltweit bekannt ist, obwohl es erst seit zehn Jahren existiert: «The Chedi Andermatt» gehört mit seinem Stil, seiner Exklusivität und seiner Küche zur Fünf-Sterne-Liga der führenden Hotels der Welt. Und es ist Teil einer noch viel grösseren Vision.
Text Ulrich Safferling | Fotos Christian Egelmair, The Chedi Andermatt
Hört man zum ersten Mal vom Chedi – korrekt «The Chedi Andermatt» –, wird oft mit Anerkennung, Respekt und ein bisschen Ehrfurcht gesprochen. Denn das Chedi steht für Luxus, Lifestyle und Lebensfreude an einem ganz besonderen Ort. Nicht zufällig spricht das Hotel vom «5-Sterne – Hideway in den Alpen». Es bietet nicht nur exzellente Hotellerie, sondern ist mit seiner Lage in der Natur zugleich ein einzigartiger Rückzugsort. Ob im Hotel oder rundherum, es gibt vielfältige Möglichkeiten, dem Alltag zu entfliehen. Wellness oder Natur, Sterneküche oder Currywurst, Bergwandern oder Oldtimer-Touren:
«The Chedi»ist der Ausgangspunkt für Erholung und Genuss.
Schon das Betreten des Hotels fühlt sich an, als schlüpfe man in einen Kokon, indem die Uhren anders ticken: gedämpftes Licht, ein alpin-asiatischer Stil, mit warmen und erdigen Farben und eine gediegene Ruhe umfangen den Gast. Insgesamt119 Zimmer stehen zur Verfügung: vom Deluxe-Zimmer mit 52 Quadratmetern bis zu diversen Suiten ab 90 Quadratmetern. Luxusambiente pur bieten die mehr als 300 Quadratmeter grosse Gotthard- und Furka-Suite mit einem prächtigen Ausblick in die Alpen. Auf Wunsch kommt ein Hotelkoch in die Suite und kocht dort live für die Gäste. Dass so eine Suite für die ganze Familie zur Hochsaison 20’000 Franken kosten kann, erstaunt dabei nicht.
Doch es ist nicht nur die Qualität eines Luxushotels, das The Chedi Andermatt zu etwas Besonderem macht: Es ist das Unaufdringliche, die zurückhaltende Eleganz, mit der sich «The Chedi» in das Bergdorf Andermatt einfügt. Schon der Chalet-Stil des Hotels mit der Holz-Glas-Fassade wirkt klassisch-traditionell. Nicht mal der Hotelname steht in grossen Lettern am Gebäude, sondern nur dezent auf einer kleinen Steinmauer in der Zufahrt. Und versammelten sich im Innenhof nicht immer mal wieder ein Dutzend Porsche oder Ferrari, müsste man fast rätseln, was es mit dem stattlichen Gebäude auf sich hat.
«Wir wollen authentisch sein», sagt Gerrit Chng-Lüchau, Verkaufs- und Marketing-Direktor, «hier ist ein Ort zum Wohlfühlen, da braucht es keine übertriebene Etikette.» Trotz Charisma und First-Class-Ambiente gibt es deshalb ein paar zünftige Harley-Davidson zum Mieten, und es schlendern schon mal Biker in Kutte und mit einem Bier in der Hand durch die Empfangshalle. «Das wäre anderswo undenkbar», sagt Chng Lüchau, der am liebsten alle Zwänge abschaffen würde. «Schon ein Termin zur Massage ist in den Ferien doch keine Entspannung. Am schönsten wäre es, wenn der Gast jederzeit einfach entscheiden kann, was er gerade möchte oder braucht.
Das ist anspruchsvoll, aber machbar.»
Zum Beispiel mit dem Morgan Plus 4 vom Hotel spontan eine schöne Runde fahren und den Gotthard- oder Furka-Pass erkunden. Man kann aber genauso auch Fliegenfischen oder Golfen, Klettern oder Biken und im Winter natürlich Ski- oder Schlittenfahren. Andermatt hat viel zu bieten – und es soll noch mehr werden. «Unser ‹The Chedi› ist nur ein kleiner Teil des Gesamtkonzepts, das unser Investor Samih Sawiris umsetzt», erklärt General Manager Jörg Arnold. Insgesamt 1000 Wohnungen, fünf Hotels und 25 Villen sind geplant – «erst 2040 wird das alles vollendet sein», sagt Arnold. Damit vervielfacht sich das Leben im Dorf, das nach der Jahrtausendwende Gefahr lief, auszusterben. «Man kann es kaum glauben, dass wir hier früher in den Ausgang gefahren sind», sagt Arnold als gebürtiger Urner. In Andermatt war in den 1960er- und 1970er-Jahren immer was los, der Skitourismus kurbelte das Dorfleben an, es gab Bars und Clubs. So soll es wieder werden. «Aber dafür müssen wir ein ganzjähriges Angebot schaffen. Es muss für den Gast ein Wow-Effekt sein, an den er sich lange erinnert.»
Das sollte gelingen, denn «Wow» gibt es reichlich in Andermatt mit seiner einzigartigen Lage in den Bergen, und die passenden Ideen dazu gibt es ebenfalls. «The Japanese at Gütsch» auf dem Andermatter Hausberg ist so ein Wow, von dessen Terrasse sich ein unvergleichlicher Blick in die Alpen auftut. Dass dabei authentische japanische Köstlichkeiten serviert werden, mag verwundern, doch darf man nicht vergessen, dass mehr als die Hälfte der Chedi-Gäste aus dem Ausland kommen. Alternativen dazu gibt es: und immer wieder stösst man auf «The Chedi»: Ob es nun das kürzlich nolens volens übernommene «The Swiss House» am Golfplatz oder in den Sommermonaten an der bekannten Teufelsbrücke ein historisches Restaurant betreibt, ein Bijoux, das zu verfallen drohte.
Das alles gehört zur Vision, aus Andermatt eine Ferienoase zu machen, in der neue und alte Infrastruktur Hand in Hand gehen, um den Charme des Dorfes zu bewahren und die Wirtschaftskraft zu entwickeln. «Es muss Andermatt bleiben», betont Hoteldirektor Arnold, dem das als Urner ein Herzensbedürfnis ist. «Wir wollen kein zweites St. Moritz bauen, sondern die Schönheit der Region erlebbar machen», sagt der Mann, der sich schmunzelnd als «Hüttenwart» bezeichnet. Eine Hütte, die bereits mit so vielen Sternen und Punkten ausgezeichnet wurde, wie sonst zwei oder drei Hotels zusammen. Aber es sind nicht nur Wein und Ausstattung, die ein Hotel ausmachen – es sind immer auch die Menschen.
Einer von denen ist Tamàs Papp, der Chef-Concierge, der sich um die kleinen und grossen Wünsche der Gäste kümmert und mit seiner Wagenpark-Crew den ersten Kontakt zum Gast hat. «Der Concierge ist immer noch eine sehr gefragte Person», sagt Papp. «Alles, was nicht direkt das Hotel beantworten oder organisieren kann, muss der Concierge leisten. Man brauche viel Orts- und Menschenkenntnis sowie noch mehr Kontakte. «Die Reservierung in einem angesagten Restaurant in Milano? Das klappt nicht, wenn der Gast anruft, nicht mal, wenn «The Chedi» anruft. Aber ich kenne jemand in Mailand, der das regeln kann.» Die Herausforderung in Andermatt sei die Infrastruktur.«Wir haben hier nur einen Arzt, keinen Blumenladen und keine Sportwagen-Werkstatt. Da muss ich schon jemand kennen, der am Sonntag einen Plattfuss repariert. Und einen Blumenstrauss muss ich in Altdorf besorgen lassen, das dauert anderthalb Stunden.» Trotzdem macht es den gebürtigen Ungarn stolz, wenn er für jeden noch so ausgefallenen Wunsch eine Lösung anbieten kann – «Concierge ist ein Lebensziel».
Die Leidenschaft des Concierge findet man im «The Chedi» genauso an der Bar bei Marios Fytilis oder in der Zigarren-Lounge bei Adam Török: «Man muss die Hotellerie lieben, damit man diesen Job machen kann, es ist ein hartes Business. Und weil fast immer Saison ist, kann man kaum selber in die Ferien gehen», sagt er lächelnd. Dass er heute im «The Chedi» der Zigarren-Master ist – «das ist hier nur mein Nickname, kein Titel» –, hat er seiner Beharrlichkeit und Leidenschaft zu verdanken. Denn Zeit für einen Sommelier-Kurs in Cuba hat er bisher nicht gefunden, schliesslich muss er sich um 20’000 Zigarren kümmern, die das Hotel auf Lager hat – rekordverdächtig. In der kuscheligen Bar gibt es zur Zigarre den passenden Cognac oder Whisky. Oder Hausmarken, «The Chedi» lässt seinen eigenen Rum und Gin herstellen. Dazu ein raffiniertes Cocktail-Angebot, das regelmässig wechselt, damit keine Langeweile aufkommt. Tipp: Der Ice Age Martini mit einer Haselnuss – wer erinnert sich nicht an das Eichhörnchen, das vergeblich danach lechzte. Supervisor Mario hat genauso die Klassiker parat, aber was kann es Schöneres geben, als zusammen mit dem Mann hinter der Bar einen neuen, raffinierten Cocktail zu kreieren? Ankommen, sich wohlfühlen, entdecken und geniessen, erleben und entspannen – die Kunst eines perfekten Hotels liegt im unaufdringlichen Charme, den Gast immer wieder neu zu überraschen und zu begeistern. Zum Beispiel mit Biosauna, Blütenbädern und Eisbrunnen im Spa. Nur drei Stichworte, die neugierig machen und vielleicht glücklich.