Die Grand Tour of Switzerland verbindet die landschaftlichen, kulturellen und emotionalen Höhepunkte der Schweiz auf einer zünftigen Auto- oder Töfffahrt – einmalig, einzigartig und selbst für einheimische Piloten immer wieder eine Entdeckertour. Hier kommen sieben Etappen zum Verlieben.
Text Lucas Huber | Fotos Schweiz Tourismus
Wer jemals mit etwas Zeit unterwegs war, kennt die Frage: Nehmen wir den schnellen Weg oder die schöne Route? Die Antwort ist meist dieselbe: «scenic route», natürlich. Was sich auf Deutsch etwa als Aussichtsstrasse bezeichnen lässt, gibt es natürlich auch hierzulande – womit wir beim Mutterschiff aller Panoramawege, Ferienstrassen und touristischen Routen wären, der Grand Tour of Switzerland.
Die «schönste Route der Schweiz» – so vermarktet Schweiz Tourismus ihr Baby – führt über 1643 Kilometer und fünf Alpenpässe quer durch die Schweiz und ihre vier Sprachregionen. Auf dem Weg warten unzählige Höhepunkte in einer Dichte, wie es sie weltweit kein zweites Mal gibt, darunter 46 Top-Attraktionen, 22 Seen, 13 UNESCO-Welterbestätten. Und natürlich: lauschige Städtchen, rauschende Bergbäche, kurvenreiche Passschleifen, historische Strässchen und ausgewiesene Fotospots für Mensch und Auto.
ETAPPE 1
ZÜRICH – APPENZELL
Auf jeden Fall am Schloss Arenenberg haltmachen: Der Ausblick von hier auf den Untersee bietet eine der schönsten Aussichten der Schweiz. Ausserdem ist es der perfekte Boxenstopp für den noch jungen Roadtrip. Und natürlich das Napoleonmuseum nicht verpassen. Ebenso lohnt sich ein ausgiebiger Stopp in Appenzell, also dem Dorf. Nirgends gibt es Kultur in einmaligerer Umgebung, Hashtag Kunsthalle Ziegelhütte. Und kulinarisch kommen Käseliebhaberinnen in der Schaukäserei genauso auf ihre Kosten wie Bierfreunde bei der Brauerei Locher.
ETAPPE 2
APPENZELL – ST. MORITZ
Die Etappe der Rekorde – von der kleinsten Stadt Europas (Werdenberg) bis zur ältesten Stadt der Schweiz (Chur) lassen wir nichts aus. Ausserdem geht’s über die Salginatobelbrücke, der Schweiz einziges Weltmonument. Am Weg: Taminaschlucht, Churfirsten, Tektonikarena Sardona, der Nationalpark oder Guarda, wo ebenjenes Haus steht, das Alois Carigiet beim Zeichnen des Schellenursli inspirierte. Und natürlich St. Moritz, Laj da Staz, Parkieren beim Hotel Waldhaus am See und kulinarische Genüsse ohne Ende.
ETAPPE 3
ST. MORITZ – BELLINZONA
Durchs Val Surses (die beste Salsiz gibt’s bei der Mazlaria Peduzzi in Savognin) und den Parc Ela führt die Route von der romanischen in die italienische Schweiz. Wie wär’s mit Canyoning im atemberaubenden Naturspektakel der Viamala-Schlucht? Und dann ist da natürlich noch das Dörfchen Splügen mit seinem gleichnamigen Pass, den sonnengebräunten Häusern und den altehrwürdigen Palazzi. Haltmachen, durchschlendern! Über 2000 Jahre lang war der Pass die wichtigste Verbindung zwischen Graubünden und Italien. In Bellinzona angekommen, zeugen die drei ikonischen Burgen von der bemerkenswertesten Festungsarchitektur im Alpenraum. Tipp: Mit dem Touristenzüglein «Artú» hoch zu den Castelli Montobello und Sasso Corbaro.
ETAPPE 4
BELLINZONA – ZERMATT
Über die Tremola geht es hinauf auf den Gotthardpass und vom Tessin ins Wallis. Noch vor dem Matterhorn sehen Sie allerdings die Eisgrotte an der Zunge des Rhonegletschers. In der Hitze des Sommers ist das ewige Eis der bis zu 100 Meter langen Grotte der perfekte Rückzugsort. Das Auto stellen wir dafür natürlich beim legendären Hotel Belvédère ab. Vor der Zieleinfahrt in Täsch und dem Umstieg auf den Zug ins autofreie Zermatt lohnt sich ein Ausflug nach Ernen. Das liegt nicht nur perfekt an Grimsel und Furka, sondern ist auch optimaler Ausgangspunkt für einen Abstecher auf die spektakuläre Hängebrücke «Goms Bridge».
ETAPPE 5
ZERMATT – LAUSANNE
Direkt an, respektive über der Strasse stehen die Erdpyramiden von Euseigne, die ein eindrückliches Fotosujet abgeben. Die Fahrt durch die Terrassen des Lavaux, diese malerische Landschaft am Genfersee, ist gegen Sonnenuntergang am schönsten – und ein Spaziergang durch die in goldenes Licht getauchten Rebberge ein Muss. Unbedingt in Saint-Saphorin vorbeischauen, und unbedingt auch die kulinarischen Vorzüge der Region geniessen. Schliesslich: Genfersee, Château de Chillon, Lausanne, Olympisches Museum, Le Corbusier …
ETAPPE 6
LAUSANNE – NEUCHÂTEL
Willkommen im Wilden Westen der Schweiz, der vielleicht letzte Geheimtipp, was Ferien in Good old Switzerland betrifft. Hier sind die Strassen etwas ruhiger als im Rest des Landes, weshalb hier die perfekten Bedingungen für jeden Roadtrip herrschen. Kulturell steht der Jurabogen natürlich im Zeichen des Uhrmacherhandwerks. Unbedingt in einer der zahlreichen Manufakturen vorbeischauen, etwa im Musée Atelier Audemars Piguet in Le Brassus im idyllischen Vallée du Joux. Überhaupt: Das Vallée du Joux! Ebenfalls jeden Aufenthalt wert: Areuse-Schlucht und Creux du Van.
ETAPPE 7
NEUCHÂTEL – BERN
Das malerische Seestädtchen Murten mit seiner imposanten Ringmauer (begehbar!) ist natürlich ein Muss. Von hier aus führen überdies unzählige Ausflüge in die Region. Tipp: Genussreise um den Murtensee mit Vully-Kuchen und dem adretten Weingebiet Mont Vully. Weiter geht es durch die UNESCO-Biosphäre Entlebuch, wo nicht nur packende Geologie mit ihren Karstlandschaften lockt, sondern auch eine geniale Panoramastrasse nach Giswil oder über die Sattelegg. Nicht entgehen lassen. Das gilt übrigens auch für den grössten sakralen Platz nördlich der Alpen vor dem Kloster Einsiedeln, nur einen Katzensprung entfernt.