Noemi Kocher ist nicht einfach nur ein Multitalent. Sondern was sie macht, macht sie mit Herzblut und vollem Einsatz. Ob als Reiterin, Model, Agenturchefin oder Markenbotschafterin beim Porsche-Zentrum Aargau.
Text Ulrich Safferling | Fotos Bianca Stofer, Marc Guerraz, Barnabas Kelemen, Oriol Segura
Sie nennt sich Creative Producer. Das klingt megamodern, aber im Grunde geht es um die uralte Kunst des – Geschichtenerzählens. Das gab es schon in der Steinzeit, als die Menschen ihre Jagd-Erlebnisse in Form von Bildern auf die Höhlenwände malten. Bilder sind auch heute noch das stärkste Mittel, und Noemi Kocher weiss, welche es braucht. Mit ihrer Agentur «Heureux Agency» entwickelt sie Konzepte, Imagefilme und Photo-Stories für Produkte wie Uhren und Taschen oder Hotels wie das berühmte «The Chedi» in Andermatt. Wie macht sie das?
«Ich denke in Filmen», sagt die 31-Jährige. «Das habe ich schon in jungen Jahren so gemacht: Kopfhörer auf, Musik an, und dann läuft vor meinem inneren Auge ein Film ab.» Und das kommt ihr heute noch zugute, diese immense Vorstellungskraft, mit der ein Marken-Konzept entsteht, bevor sie es aufschreibt. Deshalb geht sie oft den umgekehrten Weg und wartet nicht auf Aufträge, sondern findet eine gute Idee, entwickelt das Konzept für eine Marke und geht dann erst zu den Firmen, um ihre Vision vorzustellen.
Angefangen hat das alles mit einem Modeljob, den die hübsche Solothurnerin für eine Uhrenmarke angenommen hatte. Und den sie so gut machte, dass es am Schluss als kleines ‹Merci› noch zwei Uhren für sie gab mit dem freundlichen Hinweis, sie könne doch auf ihren vielen Reisen gern mal ein paar ‹Föteli› damit machen, die man dann veröffentlichen könne. Da hatte es sie dann gepackt. «Ich dachte ja immer, ich bin gar nicht kreativ. Aber dann war ich für einen anderen Job in Chicago und sagte zu meinem Team, jetzt müssen wir ein cooles Video machen. Das kam so gut an, dass ich mehr machen sollte.» Das tat sie mit drei Filmideen, die in der Schweiz, in London oder Dubai gedreht werden sollten – «und da hiess es am Ende, mache doch alle drei.»
Das funktioniert bis heute so – Noemi sprüht vor Ideen. «Du kannst mir irgendetwas vorstellen, und mir fällt dazu etwas ein. Immer.» Für die Umsetzung kann sie sich auf ihr eigenes Netzwerk an kreativen Köpfen und Künstlern verlassen, aus denen sie sich Fotografen, Autoren oder Video-Profis zusammensucht. Und wenn sie grade nicht kreativ oder auf Reisen ist, dann arbeitet sie ganz bodenständig als Treuhand-Assistenz und Immobilien-Betreuerin bei ihrem Vater. Von dem sie Tugenden wie Tüchtigkeit und Leidenschaft geerbt hat. Leidenschaft ist das grosse Thema in ihrem Leben, dass sie mit Porsche verbindet.
«Porsche macht genau das, was auch der Kern meiner Agentur ist. Porsche hat es geschafft, um die Marke herum eine Community aus Musikern, Künstlern, Designern, Modemachern zu schaffen, die sich nicht über Technik, sondern über Leidenschaft definiert. So wie meine Kreativ-Agentur», sagt Noemi mit Überzeugung. Im Fokus stehe immer die unbedingte Leidenschaft für etwas, daraus erwachse Erfolg. «Ich lebe meine Leidenschaft und mache das, wovon ich geträumt habe», betont sie. Und auch da sei ihr Vater ein Vorbild gewesen. Der habe seine Arbeit mit Leidenschaft gemacht, und sein Erfolg habe ihm auch seine Träume ermöglicht. Wie den ersten Porsche.
«Der stand auf einmal vor dem Haus, als ich in der Mittagspause nach Hause kam», erzählt sie lachend. Grün soll er gewesen sein. Und obwohl es im 911er eng zuging, ist sie als ausgewachsener Teenager trotzdem hinten bis nach Hockenheim mitgefahren, weil ihr Bruder dort ein Rennen bestritt. Noch einer in der Familie, der seine Leidenschaft lebt. Motorsport reizt sie bis heute, aber damals war sie 365 Tage im Jahr Springreiterin, eine leidenschaftliche natürlich, die mit 14 Jahren sogar bei der Junioren Elite Meisterschaft antrat. Heute hat sie keine Zeit mehr, nur manchmal packt es sie wie bei einem Film-Projekt in Kirgistan. Als sie von den traditionellen Wettrennen hörte, konnte sie nicht anders – sie musste aufs Pferd und mitreiten, hatte zwar keine Chance, aber war glücklich über diesen unvergesslichen Ritt.
Unvergessen ist auch ihr erstes Auto, ein Renault Clio, den sie elf Jahre fuhr. «Der hiess René und der war überall dabei», berichtet sie. Nach mehr als 200’000 Kilometern war der automobile Freund dann am Ende, und der Bruder riet vom Weiterfahren ab. Über den Kontakt mit Thomas Barth vom Porsche Zentrum Aargau kam sie zu ihrer neuen Aufgabe als Markenbotschafterin. Und zu ihrem ersten Porsche-Dienstwagen: «Der Taycan ist pure Innovation», findet sie, «das fasziniert mich und passt zu meiner Agentur.» Respekt hatte sie nur vor der Frage, ob sie bei ihrem Time-Management das Laden immer schaffen würde, aber sie gibt Entwarnung. «Ich hänge es an die normale Steckdose wenn ich arbeite, und am Abend hat er wieder so viel geladen, wie ich brauche, um in und um Biel herum mobil zu sein.» Obwohl sie gern selber schaltet, was angesichts ihrer Energie nicht verwundert, geniesst sie das schaltfreie, entspannte Fahren im bärenstarken E-Porsche. «Für den Alltag ist der absolut perfekt. Aber wenn es denn mal ein zweites Auto sein dürfte – dann unbedingt einen Neunelf!»