Die grösste Oldtimerausfahrt der Schweiz
Fast 50 Veranstaltungen listete der Oldtimer-Dachverband Swiss Historic Vehicle Federation (SHVF) für das letzte April-Wochenende auf – die Historic Vehicle Days. Rund 2800 angemeldete Fahrzeuge waren als Klassik-Botschafter schweizweit zu Veranstaltungen unterwegs.
Text Ulrich Safferling | Foto U. Safferling, Dream Cars
Raus aus der Garage hiess es am 29./30. April für die Old- und Youngtimerfreunde – Saisonstart vom Boden- bis an den Genfer See. Ob Showfahrten oder Bergrennen in Mutschellen, SHVF-Delegiertenversammlung oder Vespa-Treffen, es war überall etwas los. Und es freuten sich nicht nur hunderte Fahrer und Fahrerinnen wieder unterwegs zu sein, es gab auch genauso viele fröhliche winkende Passanten, die aus dem «jö» gar nicht mehr herauskamen, wenn Bulli und Co an ihnen vorbeiratterten.
Akzeptanz schafft man mit Sympathie und davon gab es reichlich an diesem Wochenende. Altes Blech in seinen schönsten Formen, das war ein unvergleichlich rollendes Museum und weckte Erinnerungen und Emotionen bei den Zuschauern. Und das war manchmal die schönste Anerkennung für all jene, die mit viel Leidenschaft ihr Kulturgut pflegen und es zum Frühlingsbeginn nicht ohne Stolz präsentieren durften.
Der Wettergott zeigte sich zudem gnädig, nachdem die Vorhersage die Woche über noch furchtbar geklungen hatte. Nur am Samstagnachmittag fielen ein paar Tropfen nach reichlich Sonnenschein und der Sonntag hielt sich zwar bedeckt, aber grösstenteils trocken. Das lockte sogar reichlich Roadster und Cabrios zu den vielen Treffen unter freiem Himmel.
Grosse AMAG-Karawane
Ein Highlight an diesem Wochenende war zweifellos die AMAG-Karawane, die mit 75 Käfern ab Aarburg und 75 Bullis ab Schinznach-Bad Richtung Verkehrshaus Luzern rollte. Ein toller Corso zum 75. Importjubiläum, begleitet von einem 48er-Käfer aus dem Jahr des Vertragsschlusses mit Wolfsburg.
Einmal mehr zeigte sich die ganze Vielfalt der VW-Welt, den kein Bulli und kein Käfer war wieder andere. Da hätte man mehr als nur einen Tag über Originalität diskutieren können. Denn diese Ur-Modelle vom Typ 1 und Typ 2 haben eine Fangemeinde wie keine andere. Und jeder VW lebt durch und mit seinem Besitzer und strahlt das auch aus.
Das fängt schon bei den Dutzenden Figürchen an, die auf den Bulli-Cockpits zu sehen sind und jedem Modell eine individuelle Note geben. Ob Echse oder Schneemann, Miniatur-Bus oder Tänzerin – hier gibt es nichts, was es nicht gibt. Und selbstverständlich ist auch jeder Käfer nicht nur ein Käfer. Sondern ein Charakterbild seines Besitzers, hochglanz-poliert oder mit stumpf-rostiger Patina, die zu signalisieren scheint – ich bin unzerstörbar!
Durch blühende Felder unter blauem Himmel trafen sich beide Karawanen in Willisau (LU) zum Zwischenstopp in der historischen Altstadt. Danach war es nur noch ein Katzensprung bis nach Luzern, wo sich alle Käfer und Busse im Innenhof des Verkehrshauses trafen und zünftig gefeiert wurde. Und Bulli-Freunde mit Ausrüstung sogar bis Sonntag campieren durften, was für ein besonderes Privileg.
Grosse Züri-Runde
Am Sonntag gab es dann mehr als nur einen Tag der offenen Tür, sodass man sich erneut kaum entscheiden konnte, was man alles auf einer Tour mitnehmen konnte und was leider nicht. So war die Saisoneröffnung in der Motorworld Kemptthal nicht gross beworben worden, doch durch die Open Air Tour von Remo Brunschweiler als Saisonauftakt füllte sich «The Valley» rasch mit Lotus-, Mercedes- Porsche- und Ferrari-Modellen diverser Clubs. Dazu stiessen mmmer wieder neue Klassik- und Sportwagenfans, die vorher noch auf einen Abstecher im Zürcher Albisgüetli gewesen waren.
Danach ging es zum markenoffenen Treffen an der Raststätte Würenlos, auch bekannt als «Fress- oder neuerdings Freshbalken» mit seiner 140 Meter langen Ladenpassage. Zum Ausspannen, Erholen oder shoppen im Store74 mit den stilechten Vintage-Klamotten für alle Klassikfreunde.
Und wer dann noch Benzin im Tank und Freude am Fahren hatte, konnte auf dem Heimweg noch beim Grand Prix Mutschellen vorbeischauen und Motorsportgeschichte mit 300 Rennwagen live erleben. Nachdem das Bergrennen Pandemie-bedingt 2020 und 2022 abgesagt werden musste, war die Freude in diesem Jahr um so grösser und die Motoren gefühlt um so lauter.
Anderswo ging es nicht weniger lustig und spannend zu, in Grauholz, Gossau, Safenwil, Bleienbach, Romanshorn, St. Margarethen, Bäretswil und Langenthal kamen ebenfalls Old- und Youngtimerfreunde zusammen und schickten frisches Benzin durch die Leitungen. Übrigens: Beim GP Mutschellen fuhren drei Teilnehmer bereits mit E-Fuels und damit klimaneutral. Wenn das kein gutes Zeichen für die künftigen Swiss Historic Vehicle Days ist.
