Goodwood oder Lenzerheide? Wenn man sich das diesjährige Teilnehmerfeld und die präsentierten Fahrzeuge anschaut, ist der Unterschied nicht mehr allzu gross – ausser dass die Lenzerheide Motor Classics auf der höchstgelegenen Rundstrecke Europas stattfinden!
Text Rénald Egloff | Bilder Rénald Egloff
Die britischen Marken, allen voran Jaguar und Aston Martin, sind am nächsten Wochenende sehr prominent vertreten! So pilotiert Dr. Christian Jenny, ein profilierter Kenner der Marke und Sammler, den originalen Jaguar XK 120 Alu, mit welchem Albert «Bätsch» Scherrer 1951 am Bergrennen Tiefencastel-Lenzerheide zum Sieg in der Königsklasse über 3000 ccm fuhr. Im Fahrerlager bietet sich die einmalige Gelegenheit, dieses Fahrzeug zu bewundern und den Besitzer persönlich kennen zu lernen! Insgesamt sind nicht weniger als 13 Vertreter der Kultmarke aus Coventry am Start und und repräsentieren einen spannenden Überblick über die Rennsportliche Vergangenheit von Jaguar.
Eine weitere Sensation «Made in Britain» ist das ehemaliges Rennauto von «Mr. Bean» Rowan Atkinson, welches er in den 90er Jahren erfolgreich an zahlreichen Anlässen pilotierte: der legendäre Aston Martin V8 Zagato Coupé! Von dieser Rarität wurden ledglich 51 Exemplare produziert und es handelt sich um eines der drei am Genfer Autosalon 1986 ausgestellten Exemplare. Im Auftrag von Rowan Atkinson wurde das Auto von Aston Martin Works zum Rennwagen umgebaut, das Gewicht um 300 Kg reduziert und der Motor auf stattliche 482 PS getunt. Der heutige Besitzer, Dr. Alexander Lienau, präsentiert und pilotiert das legendäre Fahrzeug an den diesjährigen LMC. Ein weiterer Leckerbissen ist der neue Aston Martin DB12, dessen 680 PS und 800 NM ihn aus dem Stand in 3.6 Sekunden auf 100 km/h katapultieren und eine Höchgstgeschwindigkeit von 325 km/h ermöglichen. Er kann am Stand der begehrten Renntaxis beim Dorfausgang bewundert werden
Nebst diesen Raritäten warten die 11. Lenzerheide Motor Classics mit vielen weiteren Highlights auf – sie alle aufzuzählen würde hier den Rahmen sprengen. Gerade die Felder mit Rennsportwagen der 70er und 80er Jahre sprechen vor allem die «jüngere» Generation an, welche die Veranstaltungen dieser Boliden in ihrer Jugend mit grosse Spannung live oder am Fernsehen verfolgen konnte und die so manches Buben- aber auch Mädchenherz höher schlagen liessen!
Gefahren wird in 9 Feldern, welche einen beeindruckenden Überblick über die Rennsportgeschichte der letzten 10 Dekaden widerspiegeln. Die Lenzerheide Motor Classics sind aber auch bekannt für ihr legendäres Feld mit rund 45 Rennmotorrädern aus allen Epochen. Die Enthusiasten der zweirädrigen Abteilung dürfen sich unter anderem auf eine von nur 3 gebauten Herkules 502 WGS von 1976 freuen, welche mit einem KC31 Wankelmotor bestückt ist oder auf die MySeeley 750 MKII, eine von Colin Seeley/GB 1969 konstruierte Einzelanfertigung, welche auf Basis eines Norton Commando 750 ccm Motors mit 80 PS eine sagenhafte Höchstgeschwindigkeit von 242 KMH erreichte.
Natürlich bieten die Lenzerheide Motor Classics, nebst pausenloser Action auf der Rundstrecke, an beiden Tagen im Paddock viele Attraktionen sowie zahlreiche Verpflegungsmöglichkeiten. Im frei zugänglichen Fahrerlager kann man Rennatmosphäre schnuppern, die Fahrzeuge aus nächster Nähe bewundern und sich 1:1 mit den Piloten und Pilotinnen unterhalten. Der Eintritt an die LMC ist wie jedes Jahr kostenlos, wobei man mit einem Sympathie-Bändel für 10 Franken auf freiwilliger Basis einen Beitrag an ein Klimaschutzprojekt des Vereins spenden kann und zusätzlich einen Getränkegutschein erhält.
Apropos Klimaschutz: der Verein LMC kompensiert den gesamten ökologischen Fussabdruck und wird zusätzlich von den zahlreichen Piloten unterstützt, die auf freiwilliger Basis mit synthetischem Treibstoff fahren, welcher 100% fossilfrei und 85% klimaneutral ist!