Trotz strahlend schönen Wetters liessen sich 15’200 Besucher die mehr als 1000 Fahrzeuge auf der Swiss Classic World nicht entgehen. Von der schnellsten Badewanne der Welt bis zum Mercedes-Benz 300 SL gab es kostbares und kurioses auf Rädern zu sehen.
Text Ulrich Safferling Foto U. Safferling, P. Hellmüller
Die alte Weisheit, dass Sommerwetter Gift für eine Messe ist, hat sich an der Swiss Classic World in diesem Jahr nicht bestätigt – mit mehr als 15’000 Besuchern gab es am ersten Juni-Wochenende einen Rekord, der bewies, die Strahlkraft klassischen Blechs ist ungebrochen. Und das nicht nur jenseits der 30 Jahre, wenn das offizielle Veteranenalter beginnt, sondern schon darunter. Bei der Youngtimer-Parade am Sonntag, die von der Mall of Switzerland in Ebikon via Verkehrshaus zur Messe führte, waren mehr als 130 Fahrzeuge unterwegs. Dazu kamen mehr als 750 ausgestellte Fahrzeuge und hunderte von Besuchern, die mit ihren Klassikern anreisten – ein schöner Querschnitt durch mehr als 100 Jahre Automobilgeschichte.
Das führte zu Gedränge vor der Messe, denn die dort für Oldtimer reservierten Parkplätze waren bereits nach kurzer Zeit voll belegt. Auch auf dem Platz vor den Messehallen wurde es eng, dort stellten wie gehabt die Clubs ihre Fahrzeuge aus. Zugleich sorgten die Oldtimer-Taxifahrten der Kiwanis Clubs der Division 10 aus Luzern für ein rollendes Vergnügen und reichlich Spenden zugunsten der Kinderspitex Zentralschweiz. So konnte man sich in einem Oldtimer seiner Wahl mal einen Live-Eindruck verschaffen. Oder sich herrschaftlich fühlen, wenn man auf den hinteren Plätzen in edlen Limousinen sass und chauffiert wurde.
Teures Blech gab es reichlich an der Swiss Classic World, der eine oder andere mag sogar ein bisschen Butter-und-Brot-Autos vermisst haben. Allerdings sorgte der private Fahrzeugmarkt zwischen Halle 2 und 3 für ein buntes und erschwingliches Angebot. Dass aber die gehobene Fraktion bei Emil Frey, Koni Lutziger, Frank Lutz und Niki Hasler keineswegs fehl am Platze war, zeigten die schnellen Verkäufe am Freitag, als das Fachpublikum die Hallen stürmte.
Bei der Auktion am Samstag von Reinhard Schmidlin und der Galerie Toffen gab es dann alles: Preziosen wie eine Replica der «Roten Sau» für 250’000 Franken genauso wie beliebte Einstiegsklassiker à la VW Käfer und TR4 im unteren fünfstelligen Bereich. Fast zwei Drittel der angeboten 45 Fahrzeuge wurden sofort oder unter Vorbehalt verkauft, was ebenfalls für eine gewisse Kauflaune sprach, die durch Internet-Anbieter getrieben wurde. Und es wurde solide Ware gekauft, exotische Marken und Vorkriegsmodelle waren wenig gefragt.
Hingucker waren es trotzdem, genauso wie besondere Ausstellungsstücke beim ACS, der mit einem Honda NSX und einem Bugatti 44 stattliche 70 Jahre Auto-Evolution nebeneinanderstellte. Oder die Sauber-Rennwagen bei Lutziger und die «schnellste Badewanne der Welt» auf dem Stand von SPIRIT-Partner Store74. Und natürlich zahlreiche US-Boliden in Halle 4, bei denen dann auch mal ein V8 kurz losbollern durfte.
Insgesamt war die Stimmung sehr gut, vor allem der Freitag überraschte mit einem Ansturm zur Mittagszeit, stärkster Tag wurde der Sonntag, als viele das gute Wetter nutzten, um mit ihrem Schätzchen eine Runde zu drehen und den Messestopp einplanten. Erwartungsgemäss sorgte der Sonnenschein dann jeweils ab 16 Uhr für ein Abflauen der Besucherströme.